Berge, Kinder, Dal Bhat, Ruhe, Freundschaft.

Die letzten Wochen waren mal wieder anders: Anders aktiv, aufregend und emotional. Zum bereits dritten Mal bin ich in das sympathische kleine Land zwischen Himalaya und Indien eingetaucht. Ein Land bestehend aus über 100 ethnischen Gruppen, diversen Glaubensrichtungen und Dialekten, die alle recht friedlich ein einfaches Leben führen. Es ist ein Land unter den 20 ärmsten der Welt, woran das auch immer fest gemacht wird. Es gibt andere Länder  – ärmere oder reichere – die mich kaum so gepackt haben wie Nepal mit seinen Menschen. Die Natur ist ein nur weiterer Grund. Daher waren die ersten Stunden fast schon vertraut. Vertraut sein mit dem Staub, dem Straßenchaos, den Gerüchen, der Fülle an Farben und Menschen in zu engen Gassen, dem Essen oder  den zum Greifen nahe scheinbar auf Irrwegen verlegten Stromkabeln in Kathmandu.

Zusammen mit Evi, seit Jahren eine Klientin und mittlerweile Vertraute, Freundin und Gründungsmitglied unseres Vereins Project Nepal e.V., besuchten wir die ersten drei Tage Chhahari Organization. Chhahari Organization ist das Kinderheim in Kathmandu, das wir unterstützen wie auch den Waisenjungen Bibin, der mittlerweile bei Pflegeeltern wohnt und sein erstes Halbjahr in der Schule absolvieren konnte. Beide Treffen verliefen aufregend und emotional. Das Meeting innerhalb des Heims im Kreise aller Mitarbeiter und beider Gründer (Christin Casey (USA) und Ngima Dawa Tamang) hatte einen offiziellen Charakter, um gemeinsame mögliche Wege zur langfristigen Unterstützung der Kids zu besprechen. Am Tag darauf besuchten wir nach ausgedehnten Gesprächen Bibin. Zusammen mit seinen älteren Pflegeeltern lebt er unter selbst für nepalesische Verhältnisse ärmsten Bedingungen (3m x 2,5m, Deckenhöhe 1,45m, 2 Betten, Schrank, kein Fenster, Zugang über eine steile Treppe…). Aber immerhin hat er seit unserer Unterstützung die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Seine Pflegemutter ist schwerhörig und sein Pflegevater hat eine steife Hand, sodass beide nicht arbeiten können. Dennoch bieten sie Bibin seine wohl ersten Beziehungsanker im Leben. Ein paar Tränen und schweigsame Minuten später erkannten wir das (bisher noch nur) kleine Gute in der gesamten Situation. Es bestätigt uns zum Weitermachen!

Die folgenden Tage ging es – jeder für sich – auf Wanderschaft, die täglichen Gegebenheiten der nepalesischen Bergregionen zu erleben. Gemeinsam mit meinem guten Freund und Vertrauten Ram die Tage in den Bergen bis hinauf auf 4800m zu verbringen, Dal Bhat zu teilen, zu lachen, zu schweigen und immer mal wieder Versuche, Nepalesisch zu sprechen, verbinden. Tourist bin ich schon lange nicht mehr. Was immer wieder erfolgt, ist das Spüren innerer Ruhe und eines innerlichen Aufräumens. Es ist simpel und doch regelmäßig wieder erstaunlich, dass dies zumeist nur mit dem gewissen Abstand zum Alltagstrubel gelingt. Und hier kommt das Spannende: Dem Gehirn ist es egal, ob du gerade im Urlaub bist oder am Schreibtisch. Dieser Zustand lässt sich stets erzeugen, auch ohne  8000 km gen Osten zu reisen. Allerdings sind die realen Erlebnisse des tiefen Atmenspürens beim Aufstieg oder das Werfen flacher Steine übers Wasser so viel stärker und eben eines: Echt!  Daher genieße ich diese Auszeiten immer. Das Abtauchen, temporäre Verschwinden und bewusst ausgesuchte „einfache“ Leben lädt mich auf, lässt mich ruhiger und reflektierter werden.

Was bleibt? Freundschaft, Engagement und ein Haufen voller Bilder mit Bergmotiven… Und die Idee einer geführten Aktivreise nach Nepal mit Berg, Kultur, Bewegung, Meditation und Charity.

Bilder im Anhang: Ich, Bibin mit Pflegeeltern, Ausblick auf das Lang Tang Gebirge, ich, Ram und ich, alle Boardmember von Chhahari

  1. Bewegung 2. Gute Ernährung 3. Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen 4. Lebenslange Neugier und Lernlust 5. Humor 6. Tu Gutes für andere 7. Herzhaftes Lachen

 

Bis ganz bald

Tim